Bei einem Glaukom (= grüner Star) kommt es zu einer schmerzhaften Erhöhung des Augeninnendruckes, welche unbehandelt innerhalb kurzer Zeit zur Erblindung des betroffenen Auges führt.
Die Ursachen eines Glaukoms sind sehr vielfältig. Sie bewirken jedoch, dass der Abfluss der inneren Augenflüssigkeit (= Kammerwasser) gestört ist, wodurch der Druck im Auge zunimmt und als Folge Netzhaut und Sehnerv geschädigt werden.
Die Menge an Kammerwasser im Auge bestimmt Form und Größe desselben. Der Druck dieser Flüssigkeit in der vorderen Augenkammer wird intraokulärer Druck (kurz IOD, gemessen in mmHg) genannt. Er ist abhängig von Produktion und Resorption (=Abfluss) des Kammerwassers und im gesunden Auge konstant (15 – 25 mmHg). Im Bereich des Ziliarkörpers wird das Kammerwasser produziert. Am Ziliarkörper ist ebenfalls über sog. Zonulafasern die Linse aufgehängt. Somit spielt der Ziliarkörper auch eine wesentliche Funktion bei der Akkomodation (=Anpassung) der Linse. Über den Kammerwinkel (eine anatomische Struktur, die Iris und Hornhaut im Bereich der vorderen Augenkammer bilden) fließt über ein Trabekelwerk Kammerwasser ab.
Was ist ein Glaukom?
Per Definition beschreibt ein Glaukom einen erhöhten Augeninnendruck. Dieser kann mittels Tonometrie (Augendruckmessung) bestimmt werden. Man unterscheidet, abhängig von der Ursache ein sog. Primär- von einem Sekundärglaukom.
Das Primärglaukom beschreibt einen erhöhten Augeninnendruck in einem sonst gesunden Auge. Die Ursache hierfür ist eine erblich bedingte, angeborene Fehlbildung im Bereich des Kammerwinkels. Dies führt dazu, dass dem Kammerwasserabfluss ein erhöhter Widerstand entgegen steht. Mittelfristig führt dies zu einem erhöhten Augeninnendruck. Einige Rassen wie Alaskan Malamute, Basset Hound, Bouvier des Flandres, Cocker Spaniel, Chow-Chow, Dalmatiner, Dackel, Entlebucher Sennenhund, Pudel, Samoyede, Siberian Husky, Shar Pei, Terrier Rassen u.a. weisen eine genetische Veranlagung für ein Primärglaukom auf. Meist sind Hunde in einem Alter von 3-7 Jahren betroffen. Mittels Gonioskopie (=Betrachtung des Kammerwinkels) kann am wachen Tier unter lokaler Betäubung schmerzfrei der Kammerwinkel betrachtet und Abweichungen desselben festgestellt werden.
Das Sekundärglaukom entsteht z.B. als Folge von Verletzungen oder als Folge bestimmter Erkrankungen des betroffenen Auges. Das Sekundärglaukom ist wesentlich häufiger als das Primärglaukom. Wichtig ist die Feststellung der auslösenden Ursache:
Eine häufige Ursache ist eine Verlagerung der Linse (=Linsenluxation), oftmals in die vordere Augenkammer. Dadurch wird der Kammerwinkel blockiert und der Kammerwasserabfluss gestört. Die Linse kann vollständig von ihrer Befestigung gelöst oder nur teilweise abgerissen sein. Bei vielen kleinen Terrier-Rassen kann die Linsenluxation vererbt werden und führt dann im mittleren Alter (3-7 Jahre) zu den beschriebenen Problemen. Linsenluxationen bei älteren Tieren (sowohl Hund als auch Katze) sind im Gegensatz dazu auf degenerative, altersbedingte Veränderungen des Halteapparates zurückzuführen, wodurch die Linse teilweise oder vollständig vorfallen kann.
Weitere Ursachen für ein Sekundärglaukom sind chronische Entzündungen des Auges (=Uveitis) oder Blutungen (z.B. nach Trauma oder Fremdkörpern, aber auch bei erhöhtem Blutdruck, v.a. bei der älteren Katze), die sowohl im akuten als auch chronischen Stadium zu Verklebungen und/oder Vernarbungen im Bereich des Kammerwinkels und der Pupille führen.
Ein Glaukom kann aber auch bei intraokularen Tumoren (v.a. beim Irismelanom der Katze) und nach operativen Eingriffen am Auge auftreten.
Welche Symptome zeigen sich bei einem Glaukom
Man sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein Glaukom, v.a. ein akutes Glaukom, einen absoluten Notfall darstellt. Schon innerhalb von 24-48 h kann die empfindliche Netzhaut auf Grund des erhöhten Augeninnendrucks unwiderruflich geschädigt sein. Zudem geht ein Glaukom immer mit massiven Schmerzen für das Tier einher. Dennoch sind gerade im Anfangsstadium die Zeichen oftmals vom Besitzer schwer zu erkennen.
– In der Anfangsphase sind oft wässriger Augenausfluss und gerötete Augen auffällig, teilweise zeigen betroffene Tiere eine Lichtscheue, kneifen das Auge zu (=Blepharospasmus) oder versuchen das betroffene Auge vermehrt zu reiben. Viele Tiere sind auf Grund der Schmerzhaftigkeit apathisch, ziehen sich zurück oder stellen das Fressen ein. Oft ist auch eine Kopfscheue zu beobachten.
– Im weiteren Verlauf kommt es zu einer Trübung der normalerweise klaren und durchsichtigen Hornhaut, die Pupille zieht sich bei Lichteinfall nicht mehr zusammen und wird starr.
– Bei längerem Bestehen (einige Tage) kommt es zu einer Vergrößerung des Augapfels und zu Erblindung.
Katzenaugen tolerieren einen erhöhten Augeninnendruck besser als Hundeaugen. Dies bedeutet nicht, dass dieser Zustand für Katzen weniger schmerzhaft ist, wohl aber dass die beschriebenen Symptome oft erst später bemerkt werden. Bei Hunden kann ein Glaukom innerhalb weniger Stunden entstehen (akutes Glaukom).
Ohne Hund wäre mein Haus sauber, mein Portemonnaie voll, aber mein Herz wäre leer...
Wie wird ein Glaukom behandelt?
Wichtig ist die möglichst rasche und anhaltende Senkung des Augeninnendrucks. Abhängig von Ursache, Befund und Allgemeinbefinden des Tieres wird entweder mittels Infusion oder Injektionen drucksenkender Medikamente oder aber mittels Augentropfen der Druck im Auge gesenkt. Die Therapie wird mit dann mit Augentropfen und Tabletten fortgeführt, die die Kammerwasserproduktion senken und die Abflusskapazität des Kammerwinkels erhöhen sollen. Zeitgleich werden schmerz- und entzündungslindernde Medikamente verabreicht.
Oftmals ist, abhängig von Ursache des Glaukoms und Ansprechen der medikamentellen Therapie ein chirurgischer Eingriff notwendig. Mittels verschiedener chirurgischer Verfahren (Laser oder Vereisung) kann der Augeninnendruck gesenkt werden. Ist das Auge bereits dauerhaft erblindet oder lässt sich der Druck nicht durch Medikamente senken, ist unter Umständen eine Entfernung des Auges (=Enukleation) nötig, um dem Tier die Schmerzen zu nehmen. Welche Therapie (medikamentell und/oder operativ) gewählt wird, ist nicht nur von Ursache und Folgeschäden des Glaukoms abhängig, sondern natürlich auch vom Alter und Gesundheitszustand, bzw. der Narkosefähigkeit Ihres Tieres. Ihr Tierarzt wird die beste Vorgehensweise für Ihr Tier mit Ihnen besprechen.
Wie ist die Prognose eines Glaukoms?
Bei dem Glaukom handelt es sich um eine der schwerwiegendsten Erkrankungen des Auges. Als Besitzer muss Ihnen bewusst sein, dass die Aussichten auf Heilung und vollständige Wiederherstellung der Sehkraft von mehreren Faktoren abhängen. Je früher das Glaukom erkannt und behandelt wird, umso besser. Weiterhin ist aber auch die Ursache und der allgemeine Gesundheitszustandes Ihres Tieres ein wesentlicher prognostischer Faktor. Das Auftreten von Komplikationen auch nach einem chirurgischen Eingriff ist hoch. Viele Tiere sprechen dennoch auf eine eingeleitete Therapie gut an.
Der Therapieerfolg muss regelmäßig kontrolliert werden, da es trotz der Therapie selten möglich ist, den Augendruck dauerhaft auf einem normalen Niveau zu halten und Augendruckerhöhungen zu einem späteren Zeitpunkt erneut auftreten können. Ziel sowohl der medikamentellen als auch operativen Therapie stellt in erster Linie die dauerhafte Schmerzfreiheit Ihres Tieres – im besten Fall unter Erhaltung des Auges und des Sehvermögens dar.