Katrin K.
Katrin K.Rostock
Als wir unseren Dackelrüden Erwin gekauft haben, wies unser Züchter uns gleich darauf hin, dass er nur einen Hoden hat. Weil wir den Hund eh nur jagdlich nutzen möchten, spielt es für uns keine Rolle. Wir mussten dem Züchter versprechen, auf keinen Fall mit Erwin zu züchten. Meine Frage ist nun: was passiert jetzt gesundheitlich mit Erwin? Worauf müssen wir achten?

Sehr geehrte Frau K.,

Sie sollten bei Erwin abklären lassen, wo sich der zweite Hoden befindet. In den meisten Fällen sind beide Hoden bei den Rüden in der Embryonalphase angelegt, aber einer hat den sogenannten Abstieg aus dem Bauchraum in den Hodensack nicht geschafft. Dieser Abstieg findet etwa in der zweiten Hälfte der Embryonalentwicklung statt. Er ist in Abhängigkeit von der Rasse meistens zwischen der sechsten und achten Lebenswoche beendet. Entweder befindet sich der verbliebene Hoden von Erwin noch in seinem Bauchraum, dann sprechen wir von einem Bauchhoden. Oder er ist in der Leistengegend verblieben, dann haben wir es mit einem Leistenhoden zu tun. Der rechtsseitige Leistenhoden tritt am häufigsten auf (etwa 90% der betroffenen Rüden), gefolgt vom rechtsseitigen Bauchhoden. Die Ursachen für den unvollständigen Hodenabstieg sind genetische und hormonelle Einflüsse. In Abhängigkeit von der Rasse sind etwa 1 bis 15% aller Hunde betroffe

Da nachgewiesen wurde, dass Kryptorchismus vererbt wird, dürfen die betroffenen Rüden nicht zur Zucht eingesetzt werden. Ihr Züchter sollte aber auch beim züchterischen Einsatz der Wurfgeschwister von Erwin vorsichtig sein, denn sie können die rezessiven Gene tragen. Das bedeutet für Sie, dass Sie besonders hohe Aufmerksamkeit darauf verwenden, Erwin nicht zum Decken zuzulassen! Denn seine Fruchtbarkeit ist nicht zwangsweise eingeschränkt. Ein Hoden in der Leistengegend kann fruchtbare Spermien produzieren und damit Nachkommen erzeugen.

Viele Besitzer von kryptorchiden Rüden lassen ihren Hund prophylaktisch kastrieren um dieses Risiko von vornherein auszuschalten. Für andere ist der eine Hoden ein ästhetisches Problem. Es ist heute sogar möglich, eine Hodenprothese in den Hodensack einzusetzen.

Welche Therapie für Erwin sinnvoll ist, sollten Sie mit Ihrem Tierarzt besprechen. Handelt es sich bei Erwin um einen Bauchhoden, sollte dieser vorsorglich chirurgisch entfernt werden. Das Risiko, einen Tumor zu entwickeln, ist hier aufgrund der höheren Temperaturen im Bauchraum bis zu 14% höher. In manchen Fällen kommt es zu hormonell aktiven Tumoren. Diese produzieren Östrogen und sind besonders gefährlich, da sie unangenehme Komplikationen nach sich ziehen wie eitrige Prostataentzündungen mit Zystenbildung, Veränderungen an den Perianaldrüsen und Knochenmarkdepression. Seltener kann eine plötzliche Drehung des zurückgebliebenen Hodens auftreten. Diese kündigt sich durch starke Bauchschmerzen an und ist lebensbedrohlich.

Der Hund ist Teil unseres Lebens. Für unseren Hund sind wir sein ganzes Leben.

-Unbekannt
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